Das H steht für Herrschaft
Während sich Frauen immer mehr Raum erkämpft haben und geschlechtliche Ungleichheiten angegangen wurden, blieb die Herbertstraße an der Reeperbahn für sie bis heute tabu – für einen Teil der Frauen zumindest. Wie kommt das und was hat das mit dem Patriarchat und männlichen Herrschaftsansprüchen zu tun?
Hamburg steht mit der Reeperbahn, der Herbertstraße und den Burlesque Shows immer wieder im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit, zum Beispiel durch ›kultige‹ Kiez-Reportagen, und geriert sich als Inbegriff der sexuellen Offenheit. Der ›erotische‹ Humor und feuchtfröhliche Lifestyle, der durch allerhand kulturelle Praktiken rund um die »sündigste Meile der Welt«1Diese Phrase, die mit der Umwertung christlich-konservativer Moralvorstellungen kokettiert, ist inzwischen zum Marketing-Slogan geronnen und wird auch auf der offiziellen Tourismus-Webseite der Stadt Hamburg verwendet. präsentiert wird, zieht Tourist:innen an und lässt viele Feministinnen aufatmen, die sich immer wieder um die Moral von Sexarbeit beziehungsweise Prostitution streiten. Die Reeperbahn scheint zu zeigen: Alles ganz entspannt und frei – es geht um Spaß und lockere Sexualität, die kaum irgendwo sonst so frei ausgelebt werden könne wie hier. Doch wie jede Kulturindustrie ist auch diese nicht frei von Ideologie und Inszenierung: Sie verschleiert den Blick für ihre stabilisierende Funktion im Sinne der (durch den Feminismus infrage gestellten) männlichen Herrschaftsansprüche.
Die Herbertstraße existiert in ihrer Funktion als Hort sexueller Dienste von Frauen für Männer etwa seit der Weimarer Republik. Seit den 1930er Jahren stehen an beiden Enden der nur etwa 60 Meter langen Straße Sichtschutzwände, im Jahr der Fußball-WM 1974 wurden Schilder mit der Beschriftung »Jugendliche unter 18 und Frauen verboten« auf Deutsch und Englisch angebracht. Zwar kann niemandem der Zutritt zu einer öffentlichen Straße, wie es die Herbertstraße ist, rechtlich verboten werden, schon gar nicht aufgrund des Geschlechts. Dennoch wird das Verbot für Frauen, die Straße ohne Absicht sexueller Dienstleistungen anzubieten, zu betreten, auch von öffentlicher Seite reproduziert. Was (angeblich) passiert, wenn man das Verbot missachtet, erfährt man woanders: Einem privaten Touristik-Anbieter zufolge ist dann »mit Beschimpfungen und einem Angriff durch Wasserbomben« zu rechnen, die SHZ warnt vor »deftigsten Schimpfworten, faulen Eiern und manchmal auch handfesten Argumenten«.
›Frauen verboten‹ – zum Schutz der Prostituierten?
Frauen von außen werden als störende Eindringlinge dargestellt, die nicht nur die Männer am Kauf von sexuellen Dienstleistungen behindern. Das Verbot von sich nicht prostituierenden Frauen soll der Wunsch der Prostituierten selbst sein, es soll sie vor den anderen Frauen schützen, die als »Schaulustige« die Straße besuchten. Ob das der tatsächliche Grund für das Verbot ist, bleibt unklar und Thema für Spekulationen. Gleichwohl schützt es fraglos die Geschäftsinteressen, wenn die Männer nicht durch Ehefrauen, Freundinnen, Schwestern gestört werden.2Der bereits erwähnte SHZ-Artikel von 2010 vermerkt: »Auf dem Kiez heißt es, die Zuhälter der Herbertstraßen-Prostituierten hätten sich einer Öffnung für Frauen widersetzt. Weibliche Touristen in der No-go-Area, so das Kalkül, könnten das Geschäft vermasseln.«
Aktivistinnen der kontroversen feministischen Gruppe Femen bauten am 8. März 2019 die Sichtschutzwand am Zugang zur Herbertstraße unter dem Slogan ab, die »Mauer zwischen Frauen« zu demontieren. Gegen die Aktivistinnen wurde damals wegen Sachbeschädigung Strafanzeige erhoben. Wenngleich die Gruppe und vorangegangene Aktionen durchaus kritisch betrachtet werden können, werden Feministinnen im gesellschaftlichen Diskurs so zu Antagonist:innen der Prostituierten stilisiert.
Frauen in der Prostitution sind einem weitaus größeren Risiko als andere Frauen ausgesetzt, Gewalt zu erfahren oder gar ermordet zu werden. Für ihren Schutz zu sorgen, ist daher dringend nötig. Aber warum sollen sie gerade vor anderen Frauen geschützt werden? Die Ausübenden der Gewalt gegenüber Prostituierten sind überwiegend Männer, die in verschiedenen Beziehungen zu den Frauen stehen – insbesondere durch Freier.3BMFSFJ: Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Ergebnisse der repräsentativen Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland, S. 26–27. Online unter: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/94200/d0576c5a115baf675b5f75e7ab2d56b0/lebenssituation-sicherheit-und-gesundheit-von-frauen-in-deutschland-data.pdf. Allein in den 20 Jahren seit der Entkriminalisierung sind in Deutschland mehr als hundert Frauen aus der Prostitution ermordet worden, wie die Initiative Sex Industrie Kills dokumentiert hat. Die Liberalisierung schützt die Frauen nicht, sondern macht Menschenhandel lukrativer. Es ist kaum vorstellbar, dass ein Anstieg des Menschenhandels zu weniger Gewalt gegen Frauen führt. Zuletzt wurde am 14. Mai eine Frau in Hamburg-Harburg tot aufgefunden, die gelegentlich der Prostitution nachging und von einem ihrer Freier erwürgt wurde. Aufgrund des massiven Dunkelfeldes kann jedoch von einer höheren Zahl ausgegangen werden. Wen oder was schützen die Wände an der Herberstraße also eigentlich?
Homosozialer Raum und männliche Herrschaft
Der schwedische Soziologe Sven-Axel Månsson beschrieb Prostitution bereits in den achtziger Jahren als männliche Praxis, sich der eigenen Potenz zu versichern und Maskulinität zu konstruieren.4Vgl. Sven-Axel Månsson: The man in sexual commerce, Lund 1988, S. 39. Online unter: https://lucris.lub.lu.se/ws/portalfiles/portal/66114471/1988_2.pdf. Dies geschieht in homosozialen Räumen, in denen Frauen lediglich Zutritt haben, wenn sie als Objekte der männlichen Libido existieren. Männern als sozialer Gruppe steht der weibliche Körper in diesen Räumen uneingeschränkt zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse zur Verfügung, um die eigene Männlichkeit in Abgrenzung zum Weiblichen über die sexuelle Dominanz zu bestätigen.
Es verwundert nicht, dass das explizite Verbot von Frauen in der Herbertstraße erst in den siebziger Jahren in Kraft trat. Mit der Zweiten Welle des Feminismus, die zu dieser Zeit Fahrt aufnahm, begannen Frauen sich intensiv mit ihren eigenen sexuellen Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Die Akzeptanz der Frauen, sexuell von Männern beherrscht zu werden, sank rapide und stellte damit auch die Selbstverständlichkeit männlicher Herrschaft infrage. Prostitution stellte dagegen eine Art Zufluchtsort für Männer dar und diente damit als ›Konservatorium‹ von Männlichkeit sowie der hierarchischen Geschlechterordnung. Dass Prostitution als ’notwendiges Übel‹ im Rahmen eines hierarchischen Geschlechterverhältnisses gesehen im Konservativen fest verankert ist und nach wie vor reproduziert wird, zeigt nicht zuletzt die neue Hymne der Jungen Union.
Die ›doppelte Moral‹ der Konservativen zeigt sich darin, dass sie Frauen, die der Prostitution nachgehen als ›Huren‹ entwerten, während sie andere Frauen zu ›Heiligen‹ stilisieren. Über die Entwertung der Frauen als ›Huren‹ im Gegensatz zur ›heiligen‹ Ehefrau und Mutter wird die körperliche und sexuelle Autonomie der entwerteten Frauen negiert. Gleichzeitig ermöglichen sie einen permanenten männlichen Zugriff auf den Körper der Frau – häufig mit dem Argument eines zu erfüllenden männlichen Triebes.5Vgl. Sabine Grenz: Die (Un)Heimliche Lust. Über den Konsum sexueller Dienstleistungen, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2007. Solange eine patriarchale Organisation der Gesellschaft vorherrscht, ermöglichen konservative Kräfte in kreativen Formen, wie zum Beispiel mit der ›Zeitehe‹ im Iran, immer auch den Zugriff auf Frauenkörper.
Das Geschlechterverhältnis an sich ist so wieder klar: Frauen als Dienerinnen der männlichen Bedürfnisse, der sexuellen wie auch der fürsorglichen, die Männer als Herren. Frauen als eigenständige Subjekte, die Bedingungen und Grenzen umsetzen (können), stören diese Ordnung. In der Herbertstraße wird die homosoziale Struktur zusätzlich durch die Beschilderung und den Sichtschutz perpetuiert. Auch nach außen wird damit die Grenze zu dieser anderen Welt, in der noch nach den ›alten Regeln‹ gespielt wird, symbolisiert.
Zwischen Normalisierung…
Wie jedes Herrschaftsverhältnis braucht auch das patriarchale Geschlechterverhältnis die Illusion der Natürlichkeit, um sich aufrechtzuerhalten. Diverse Umfragen unter Freiern legen nahe, dass der durchschnittliche Freier von einer »männlichen Natur« und biologischen Zwängen überzeugt ist und darüber hinaus ein im Vergleich zu Männern, die keine sexuellen Dienstleistungen in Anspruch nehmen, aggressiveres Sexualverhalten aufweist.6Vgl. Claudine Legardinier: Der ›Freier‹ im Brennpunkt der Kritik, in: Feministisches Bündnis Heidelberg (Hg.): Was kostet eine Frau? Eine Kritik der Prostitution. Aschaffenburg: Alibri Verlag 2020, 69–86. Der Wunsch nach Sexualität ohne Verantwortung spielt dabei ebenfalls eine Rolle. Bei sich prostituierenden Frauen, so die Prämisse, müsse keine Rücksicht genommen werden, da man für die Dienstleistung bezahlt. ›Der Kunde ist König‹ bleibt dabei nicht bloß ein Spruch aus der Dienstleistungsbranche, sondern steht sinnbildlich für das Geschlechterverhältnis.
Die Herbertstraße hat sich widersprechende und doch zusammengehörende Normalisierungsfunktionen. Auf der einen Seite konstituiert sich mit ihr die Selbstverständlichkeit männlicher Räume und der Erfüllung männlicher, vermeintlich natürlicher, Bedürfnisse. Freier wollen Frauen, die sexuell willig sind, aber genau dasselbe wollen wie sie selbst: all ihre sexuellen Wünsche erfüllen, ohne Gegenleistung. Prostitution als ›Arbeit‹ anzuerkennen steht dieser Illusion allerdings entgegen, da es sich letztlich auch für die Frauen um eine Dienstleistung bzw. um etwas handelt, das sie nicht freiwillig, nicht ohne eine Gegenleistung bzw. Kompensation tun würden. Um sich dieser Verantwortung zu entziehen, reichten zwei Freier gar eine Verfassungsbeschwerde gegen ein Gesetz ein, das die Inanspruchnahme von sexuellen Dienstleistungen bei Zwangsprostituierten unter Strafe stellt. Die Geschichte der sexuell befreiten, aber missverstandenen Frau als erotisches Wesen, das den (unverbindlichen, einseitigen) Sex mit fremden Männern will, muss reproduziert werden: Sie hat ›ihr Hobby zum Beruf gemacht‹.
… und Exotisierung
Zusätzlich und entgegen der Normalisierung, braucht der Raum die Atmosphäre des Exotischen, des Verbotenen und ›Sündigen‹, damit sich Männer darin ihrer Virilität versichern können. Der ›Reiz des Versteckten‹ ist die Grundlage dieser männlichen Fantasie, Gewalt gegen die als minderwertig markierten ›Huren‹ ist ein Teil davon. Nicht erst die Erhebung Fritz Honkas, der in den siebziger Jahren zahlreiche sich prostituierende Frauen ermordete, zur Hauptfigur in Heinz Strunks Roman Der goldene Handschuh und seiner Verfilmung durch Fatih Akin oder die »Sex&Crime«-Rundgänge für Tourist:innen auf der Reeperbahn zeugen von der schaurigen Faszination, die das ›Rotlichtmilieu‹ und Gewalt gegen Frauen durch Männer generell in unserer Gesellschaft ausüben.
Die Atmosphäre des Exotischen, Sündigen wird durch die Sichtwände unterstützt und suggeriert Subversion. Prostitution ist in Deutschland allerdings sowohl für die sexuelle Handlungen anbietenden Frauen als auch für die Freier seit Jahrzehnten legal, die Herbertstraße eine öffentliche Straße, die grundsätzlich jede:r betreten dürfte. Auch die sogenannte »Sittenwidrigkeit«, durch die Prostitution trotz Legalität moralisch abgewertet und diszipliniert wurde, wurde 2002 abgeschafft. Es ist mittlerweile keine Seltenheit, dass Verfechter:innen und Sexarbeiter:innen in Talkshows, Podcasts und Artikeln über die Wichtigkeit von Prostitution und Pornografie sprechen.
Der Widerspruch zwischen der ›verbotenen‹, ’sündigen‹ und vermeintlich von Moralvorstellungen freien Sexualität und dem staatlich geförderten, gewerblich organisierten und vermarkteten Prostitutionsbetrieb ist offensichtlich. Der Mythos, im Nationalsozialismus sei Prostitution grundsätzlich illegal gewesen, wird auch nach wie vor im Kontext der Herbertstraße reproduziert. Die Nationalsozialisten hätten die Wand aufgestellt, um die Prostitution aus dem »Sichtfeld der Öffentlichkeit zu verbannen«, so eine Kiez-Seite. Es stimmt, dass Frauen für Prostitution verfolgt wurden, doch ging es praktisch in erster Linie um staatliche Kontrolle über die Prostitution und (unverheiratete) Frauen. Frauen, die sich regelmäßig untersuchen ließen und sich staatlich organisiert prostituierten, entgingen der Verfolgung, wenngleich dieses Arrangement kein sicheres für die Frauen war.7Vgl. Robert Sommer: Das KZ-Bordell. Sexuelle Zwangsarbeit in nationalsozialistischen Konzentrationslagern, Leiden: Brill & Schöningh, 2009. Die Darstellung der Prostitution als subversive, quasi emanzipatorische Praxis wird durch die wiederholte und verkürzte mediale Gegenüberstellung mit dem Nationalsozialismus unterstützt. Der Freier und die Prostituierte werden so ideologisch als Vorreiterinnen gegen eine überkommene Sexualmoral und für eine befreite Sexualität verklärt.
Hamburg, die »Puffmama«
Im Juni 2021, einen Tag vor der Abschaffung des pandemiebedingten Verbots körpernaher Dienstleistungen und damit auch von Prostitution, demonstrierten Frauen aus der Herbertstraße für die Wieder-Erlaubnis von sexuellen Diensten unter dem Namen Sexy Aufstand Reeperbahn. Unter anderem mit Plakaten mit der Aufschrift »Der Staat fickt uns und zahlt nicht« wiesen die Frauen auf ihre prekäre Situation, aber auch noch auf etwas anderes hin: Der Staat beziehungsweise die Stadt Hamburg nutzt die Frauen für den eigenen Vorteil – hat aber letztlich die Kontrolle über sie. Ein paar Monate fand in der Herbertstraße eine Kunstausstellung statt, die an den »Aufstand« erinnern sollte. Mit der Aktion wollte man sich u.a. beim Bezirksamt Hamburg St. Pauli bedanken, das – laut Organisator:innen der Aktion – die Gewerbe in der Herbertstraße und auf der Reeperbahn im Sinne der Wiedereröffnung unterstützt habe.
Der (Sex-)Tourismus in Hamburg lebt vom Reiz, den die Herbertstraße und die Reeperbahn ausüben. Parallel zu den Schritten der Entkriminalisierung der Prostitution in Deutschland stiegen die Tourismus-Zahlen in Hamburg rasant. Während die Zahl der Tourist:innen in den neunziger Jahren stagnierte, stieg sie seit 2002 um mehrere Millionen an. Hamburg profitiert maßgeblich vom Sextourismus als wichtiger ökonomischer Einnahmequelle. Der ›kultige‹ Kiez und das Versprechen lustvoller Frivolität und sexueller Verfügbarkeit von Frauen ziehen Besucher:innen an. Selbst diejenigen, die ’nur‹ der Atmosphäre der Reeperbahn, des Kiezes und des Milieus nachspüren wollen, bringen durch ihre Besuche Geld in die städtischen Taschen.
Mit dem boomenden (Sex-)Tourismus war Schluss, als vor zweieinhalb Jahren das Corona-Virus der Prostitution und Beherbergungsbranche für einige Monate den Garaus machte. Nicht ganz uneigennützig scheinen da die Bemühungen der Stadt- und Bezirksverwaltung von Hamburg Mitte, die Prostitutionsgewerbe wieder ›in Betrieb‹ zu nehmen. Ein Gruppenfoto mit Falko Droßmann, damaliger Bezirksamtsleiter, das groß auf der Homepage der Gruppe Sexy Aufstand Reeperbahn zu finden ist, weist auf die nicht uneigennützigen Motive des Bezirks hin. Die Brüche, die staatliche sowie städtische Politiken in Bezug auf sich prostituierende Frauen aufweisen, sind geprägt vom Machtverhältnis zwischen patriarchal organisierten Kapitalinteressen und den in der Regel vulnerablen Frauen, die sich für die Prostitution entscheiden oder in diese hineinrutschen.
Unerwünscht sind Frauen in der Herbertstraße offensichtlich nicht. Sie sind sowohl ökonomische Grundlage als auch kultureller Bestandteil der Touristenattraktion und der Rituale einer sich selbst ihrer Herrschaft versichernden Männlichkeit. Dies gilt allerdings nur für bestimmte Frauen. Wenn sie selbst als Anbieterinnen sexueller Dienstleistungen und damit als durch Männer konsumierbare Ware auftreten, sind sie willkommen. Alle anderen müssen ›draußen bleiben‹ und sollen nicht an den Wänden der Männerbündelei, der kulturellen Grundlage patriarchaler Gesellschaften, rütteln.
Lea Remmers
Die Autorin ist feministische Soziologin und vermisst in aktuellen Debatten um Prostitution den Anspruch, das Bestehende als Ausdruck einer heterosexistisch-kapitalistisch organisierten Gesellschaft zu analysieren.
- 1Diese Phrase, die mit der Umwertung christlich-konservativer Moralvorstellungen kokettiert, ist inzwischen zum Marketing-Slogan geronnen und wird auch auf der offiziellen Tourismus-Webseite der Stadt Hamburg verwendet.
- 2Der bereits erwähnte SHZ-Artikel von 2010 vermerkt: »Auf dem Kiez heißt es, die Zuhälter der Herbertstraßen-Prostituierten hätten sich einer Öffnung für Frauen widersetzt. Weibliche Touristen in der No-go-Area, so das Kalkül, könnten das Geschäft vermasseln.«
- 3BMFSFJ: Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Ergebnisse der repräsentativen Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland, S. 26–27. Online unter: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/94200/d0576c5a115baf675b5f75e7ab2d56b0/lebenssituation-sicherheit-und-gesundheit-von-frauen-in-deutschland-data.pdf.
- 4Vgl. Sven-Axel Månsson: The man in sexual commerce, Lund 1988, S. 39. Online unter: https://lucris.lub.lu.se/ws/portalfiles/portal/66114471/1988_2.pdf.
- 5Vgl. Sabine Grenz: Die (Un)Heimliche Lust. Über den Konsum sexueller Dienstleistungen, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2007.
- 6Vgl. Claudine Legardinier: Der ›Freier‹ im Brennpunkt der Kritik, in: Feministisches Bündnis Heidelberg (Hg.): Was kostet eine Frau? Eine Kritik der Prostitution. Aschaffenburg: Alibri Verlag 2020, 69–86.
- 7Vgl. Robert Sommer: Das KZ-Bordell. Sexuelle Zwangsarbeit in nationalsozialistischen Konzentrationslagern, Leiden: Brill & Schöningh, 2009.
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