Halskestraße 1980: rassistischer Terror

Halskestraße 1980: rassistischer Terror

Am 22. August jährt sich das neo­na­zis­ti­sche Atten­tat in der Ham­bur­ger Hals­ke­straße zum 42. Mal. Eine ange­mes­sene Gele­gen­heit, sei­ner Opfer zu geden­ken und sich die wider­sprüch­li­che gesell­schaft­li­che Aus­ein­an­der­set­zung um die­sen wohl ers­ten ras­sis­ti­schen Mord­an­schlag in der Bun­des­re­pu­blik in Erin­ne­rung zu rufen.

Đỗ Anh Lân und Nguyễn Ngọc Châu. Foto: Initia­tive zum Geden­ken an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân.

In der Nacht des 22. August 1980 schli­chen sich drei Gestal­ten an das Gebäude Hals­ke­straße 72 heran, die ein abge­le­ge­nes Gewer­be­ge­biet im Stadt­teil Bill­brook im Süd­os­ten Ham­burgs durch­zieht. Es han­delte sich um Ange­hö­rige der selbst­er­nann­ten »Deut­schen Akti­ons­grup­pen«. Sie schmier­ten die Parole »Aus­län­der raus!« an die Wand und schleu­der­ten bren­nende Molotow-Cocktails durch eine Scheibe im Erd­ge­schoss. Hin­ter dem Fens­ter schlie­fen Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân. Sie waren kurz zuvor als soge­nannte »boat peo­ple« aus Viet­nam geflo­hen und gemein­sam mit wei­te­ren Geflüch­te­ten in dem Wohn­heim unter­ge­kom­men. Die Brand­sätze explo­dier­ten und setz­ten das kleine Zim­mer sofort in Flam­men. Nguyễn Ngọc Châu starb wenige Stun­den spä­ter. Đỗ Anh Lân erlag neun Tage dar­auf sei­nen schwe­ren Ver­let­zun­gen in einem Ham­bur­ger Krankenhaus.

Der bru­tale Anschlag war ein rechts­extre­mer Ter­ror­akt. Er gilt heute als ers­ter doku­men­tier­ter ras­sis­ti­scher Mord in der Geschichte der Bun­des­re­pu­blik und stellt den Beginn einer gan­zen Reihe ähn­li­cher Mord­ta­ten Rechts­extre­mer wäh­rend der acht­zi­ger Jahre dar. Allein die »Deut­schen Akti­ons­grup­pen« hat­ten in den Wochen und Mona­ten zuvor zahl­rei­che ras­sis­ti­sche und anti­se­mi­ti­sche Anschläge ver­übt. Im April 1980 explo­dierte eine Bombe vor der Janusz-Korczak-Schule, der NS-Gedenkstätte »Bul­len­hu­ser Damm«, in Rothen­burg­sort unweit der Hals­ke­straße. Es folg­ten Atta­cken auf Geflüch­te­ten­wohn­heime in Bay­ern und Baden-Württemberg sowie auf eine wei­tere NS-Ausstellung. Die Ter­ror­bande war bei wei­tem nicht die ein­zige mili­tante Neonazi-Gruppe die­ser Zeit. Beim Okto­ber­festat­ten­tat vom 26. Sep­tem­ber 1980 tötete ein jun­ger Rechts­extre­mer mit Ver­bin­dun­gen zur »Wehr­sport­gruppe Hoff­mann« zwölf Men­schen und sich selbst. Der Ter­ror­an­schlag stellt das her­aus­ra­gendste Ereig­nis die­ser bis­lang kaum erforsch­ten bun­des­deut­schen Gewalt­ge­schichte dar.

Dabei war es kei­nes­wegs so, dass die zeit­ge­nös­si­sche Öffent­lich­keit das Thema igno­rierte, wie sich anhand einer klei­nen his­to­ri­schen Pro­be­boh­rung in Ham­burg zei­gen lässt. Die Aus­ein­an­der­set­zun­gen um rechte Gewalt inten­si­vier­ten sich im Laufe der acht­zi­ger Jahre. Sie deu­ten exem­pla­risch auf die ras­sis­ti­sche Stim­mung in der Bun­des­re­pu­blik hin, die zu die­ser Zeit eine Kon­junk­tur erlebte. Die öffent­li­chen Reak­tio­nen sowohl im bür­ger­li­chen wie im lin­ken Spek­trum blie­ben indes wider­sprüch­lich und dreh­ten sich um eigene Befindlichkeiten.

Die egozentrische Empörung der Mehrheitsgesellschaft

Die ham­bur­gi­sche, aber auch die bun­des­deut­sche Öffent­lich­keit nahm den Anschlag in der Hals­ke­straße auf­merk­sam zur Kennt­nis. Das öffent­li­che Inter­esse in Ham­burg lässt sich exem­pla­risch an der Bericht­erstat­tung des Ham­bur­ger Abend­blatts nach­voll­zie­hen. Die bürgerlich-konservative Publi­ka­tion wid­mete dem Angriff und sei­nem Kon­text im August und Sep­tem­ber 1980 rund ein Dut­zend Arti­kel. Auch füh­rende Ver­tre­ter der han­se­städ­ti­schen Poli­tik nah­men öffent­lich Anteil. 

So doku­men­tierte das Ham­bur­ger Abend­blatt die Trau­er­feier für Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân auf dem Öjen­dor­fer Fried­hof, wo die bei­den am 4. Sep­tem­ber 1980 bestat­tet wur­den, sowie eine Rede, die der Erste Bür­ger­meis­ter Hans-Ulrich Klose (SPD) bei der Zere­mo­nie hielt. Dem­nach wohn­ten immer­hin 400 Per­so­nen der Ver­an­stal­tung bei, was eben­falls auf die große Anteil­nahme hin­weist. Die Dar­stel­lung der Zei­tung offen­bart dabei ein­drück­lich die dis­pa­ra­ten Sicht­wei­sen der deut­schen Mehr­heits­ge­sell­schaft. Sie beweg­ten sich zwi­schen Empö­rung über die Gewalt­tat und kul­tu­ra­lis­ti­schen Differenzkonstruktionen.

Der Repor­ter bemühte sich sehr, die ver­meint­li­che gegen­sei­tige Fremd­heit der Anwe­sen­den unmiss­ver­ständ­lich her­aus­zu­stel­len: »Der bedrü­ckende Anlaß der Trau­er­feier sollte ges­tern zugleich ein Zei­chen der Hoff­nung set­zen, sollte eine Brü­cke des Ver­ständ­nis­ses schla­gen hel­fen. Doch eher stau­nend und ver­ständ­nis­los als Seite an Seite mit den Viet­na­me­sen stan­den die Ein­hei­mi­schen unter den 400 Trau­er­gäs­ten.« Die bei­den Opfer seien ebenso wie die anschlie­ßende Gra­bespro­zes­sion »fremd und fremd­län­disch« geblie­ben. »Ver­ste­hen konnte der eine die ande­ren nicht«, so der Autor über die Gruppe von »Men­schen aus zwei Kul­tur­krei­sen«, zumal die Zere­mo­nie »die Ham­bur­ger […] mit der völ­lig frem­den Kul­tur jener Men­schen kon­fron­tierte, die als Opfer der Poli­tik plötz­lich zu Nach­barn und dann doch wie­der zu Opfern gewor­den sind«. Bloß die »Abscheu vor dem Ver­bre­chen« habe die Gäste verbunden.

Die Per­spek­ti­ven der Betrof­fe­nen blie­ben eine Rand­no­tiz. Nur knapp zitierte der Autor eine nicht nament­lich genannte Viet­na­me­sin: »Wir fra­gen die Mör­der, was sie wohl emp­fin­den mögen«. Das war zugleich der ein­zige Hin­weis auf die Täter und ihre hier unge­nannt blei­bende ras­sis­ti­sche Moti­va­tion. Zwar benannte der Teaser des Arti­kels die Tat als »Ter­ror­an­schlag«, doch die Über­be­to­nung der angeb­li­chen Dif­fe­renz zwi­schen »Ein­hei­mi­schen« und den Opfern bezie­hungs­weise der Gruppe, der sie ange­hör­ten, kon­ter­ka­riert selbst den Ver­such, »eine Brü­cke schla­gen« zu wol­len. Die Befind­lich­kei­ten eines mehr­heits­deut­schen Blicks stellte das Abend­blatt in den Vor­der­grund, echte Soli­da­ri­tät und Mit­ge­fühl mit den »Nach­barn« lie­ßen sich so nicht ausdrücken.

Der Ort des neo­na­zis­ti­schen Ter­rors – die Hals­ke­straße 72 im Jahr 2022. Foto: privat.

Dem Bür­ger­meis­ter gelang es in sei­ner Anspra­che hin­ge­gen bes­ser, empa­thi­sche Anteil­nahme ange­sichts des »bru­ta­len, heim­tü­cki­schen Anschlags« zum Aus­druck zu brin­gen. Den­noch zei­gen seine Äuße­run­gen eben­falls einen bemer­kens­wert deutsch-zentrierten Fokus. So bemühte Klose den Mythos von Ham­burg als libe­ra­ler und welt­of­fe­ner Stadt, der eine wich­tige Rolle im beschö­ni­gen­den his­to­ri­schen Selbst­bild der see­han­dels­ori­en­tier­ten Kauf­manns­me­tro­pole spielt: »Ich bin zutiefst betrof­fen, daß eine sol­che Tat in unse­rem Land gesche­hen konnte, in einer Stadt, die in ihrer Geschichte Zei­chen gesetzt hat für frei­heit­li­chen Geist und Tole­ranz. Mit die­ser Tat ist ein ande­res Zei­chen gesetzt wor­den, geprägt von Haß und Feind­se­lig­keit« Für ihn konnte es offen­bar kaum sein, dass aus­ge­rech­net in der Han­se­stadt ein – von ihm nicht als sol­cher bezeich­ne­ter – ras­sis­ti­scher Ter­ror­akt pas­sie­ren konnte. Er betonte, die Tat sei in ver­schie­de­ner Hin­sicht eine »Mah­nung«, Geflüch­tete zu unter­stüt­zen und »Kräf­ten der Into­le­ranz und des Has­ses gegen Min­der­hei­ten« entgegenzutreten.

Rechter Terror als Problem einer wiedergutgewordenen Nation

Auch in Klo­ses Rede wird deut­lich, wer die Adressat:innen der Rede waren: Ange­hö­rige des deut­schen Mehr­heits­kol­lek­tivs. Die Opfer des Brand­an­schlags bezie­hungs­weise »Min­der­hei­ten« blie­ben objek­ti­fi­zierte »Andere«, denen gegen­über sich die Deut­schen als vorbildlich-demokratisch, anstän­dig und hilfs­be­reit zu zei­gen hät­ten. Denn jene »Mah­nung«, die der Bür­ger­meis­ter aus­sprach, galt beson­ders ange­sichts der Geschichte des Natio­nal­so­zia­lis­mus, von der Klose fürch­tete, dass sie »uns«, das heißt das deut­sche natio­nale Kol­lek­tiv, »ein­holt«. Die Rede prä­sen­tierte hier den Topos von der »deut­schen his­to­ri­schen Ver­ant­wor­tung«, die im heu­ti­gen bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Dis­kurs zen­tral ist. »Gerade wir soll­ten wach und hell­hö­rig sein und blei­ben, wenn irgendwo bei uns Miß­trauen und Feind­se­lig­keit gegen­über Men­schen ande­rer Haut­farbe, Spra­che und Kul­tur auf­kei­men … Ver­ges­sen wir nie: Wir haben eine Schuld abzu­tra­gen – all jenen Men­schen gegen­über, die in deut­schem Namen ver­folgt, gede­mü­tigt, getö­tet wur­den. … Wir – gerade wir, sind zur Hilfe aufgerufen.«

Die Rede Klo­ses deu­tet dar­auf hin, dass 1980 die soge­nannte Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung im bun­des­deut­schen Dis­kurs bereits eta­bliert war. Im Vor­jahr hat­ten die Sen­der der ARD die US-amerikanische Serie »Holo­caust« aus­ge­strahlt. Sie hatte viele Zuschauer:innen gefun­den und gab der (west-)deutschen Gesell­schaft einen star­ken Anschub, sich gründ­li­cher mit der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ver­gan­gen­heit zu befas­sen. Diese wurde zuneh­mend in die natio­nale Basis­er­zäh­lung des nun­mehr demo­kra­ti­schen West­deutsch­land inte­griert. Ras­sis­tisch oder anti­se­mi­tisch moti­vierte Gewalt­ta­ten von Neo­na­zis konnte man vor die­sem Hin­ter­grund nicht ein­fach igno­rie­ren. Rhe­to­ri­sche Gegen­re­ak­tio­nen wie Klo­ses Rede kreis­ten jedoch vor allem um die Kon­struk­tion einer geläu­ter­ten Nation, deren mora­li­sche Wie­der­gut­wer­dung ange­sichts rechts­extre­men Ter­rors infrage gestellt schien.

Das »refugees welcome« der Konservativen…

Die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Dop­pel­mord in der Hals­ke­straße muss auch vor dem Hin­ter­grund der Dis­kus­sion um viet­na­me­si­sche »boat peo­ple« gese­hen wer­den, die um 1980 in Deutsch­land geführt wurde. In der Tat gab es seit 1979 in West­deutsch­land eine Welle der Sym­pa­thie für Men­schen, die teil­weise auf Boo­ten aus dem inzwi­schen voll­stän­dig »kom­mu­nis­tisch« regier­ten Viet­nam flo­hen. Die Bun­des­re­pu­blik nahm zahl­rei­che von ihnen auf, wobei die Unter­stüt­zung wesent­lich aus dem bür­ger­li­chen und kon­ser­va­ti­ven Spek­trum kam. Die Vietnames:innen flo­hen vor dem Kom­mu­nis­mus. Im Sinne der moder­ni­sier­ten Basis­er­zäh­lung gal­ten sie eini­gen über­dies als »Juden Asi­ens«, für die Deut­sche beson­ders ver­ant­wort­lich seien.

Denk­mal für die »boat peo­ple« auf dem Öjen­dor­fer Fried­hof. Foto: privat. 

Die kon­ser­va­tive Warm­her­zig­keit für »boat peo­ple« kühlte sich in den Fol­ge­jah­ren deut­lich ab und war ein Aspekt einer inten­si­ven und ras­sis­tisch auf­ge­la­de­nen Debatte um Migra­tion und Asyl. Diese unter­schied nicht bloß zwi­schen »Gast­ar­bei­tern« und »Asy­lan­ten«, son­dern bereits auch zwi­schen ver­meint­lich legi­ti­mer poli­ti­scher Flucht einer­seits, und soge­nann­ten »Wirt­schafts­asy­lan­ten« ande­rer­seits. Neben Vietnames:innen erreich­ten zu die­ser Zeit zahl­rei­che Men­schen Deutsch­land, die vor den Regi­men in Polen und der Tür­kei flo­hen, aber auch Flüch­tende etwa aus afri­ka­ni­schen Län­dern. Die angeb­li­che »Asyl­flut« und das gene­relle »Aus­län­der­pro­blem« waren nicht nur Rechtsterrorist:innen wie den »Deut­schen Akti­ons­grup­pen« ein Dorn im Auge. Dass die Täter:innen die Adresse in der Hals­ke­straße einem Bericht des Ham­bur­ger Abend­blatts ent­nom­men haben sol­len, ver­weist auf die Dop­pel­rolle vie­ler Medien, die einer­seits kri­tisch über Rechts­extreme berich­te­ten und ande­rer­seits die migra­ti­ons­feind­li­che Stim­mung mit anheizten.

…und die Leerstellen des linken Antifaschismus

Die Tat­sa­che, dass es sich bei der Hilfe für »boat peo­ple« um ein gleich­sam anti­kom­mu­nis­ti­sches Pro­jekt han­delte, führte dazu, dass viele bun­des­deut­sche Linke kei­nes­wegs eine empa­thi­sche Hal­tung gegen­über den zuzie­hen­den Vietnames:innen ein­nah­men. Zwar nicht alle, doch einige Links­ra­di­kale leug­ne­ten in dif­fa­mie­ren­der Weise, dass sie der Soli­da­ri­tät wür­dig seien: »Viele der Boat-People sind Schwarz­händ­ler, Zuhäl­ter und US-Kollaborateure, die sich gegen Geld Tickets für den Weg zu neuen Ufern kau­fen«, war etwa 1981 in kon­kret zu lesen. Flie­hende Vietnames:innen pass­ten kaum in die »anti­im­pe­ria­lis­ti­sche» Scha­blone zeit­ge­nös­si­scher Lin­ker, die noch wenige Jahre zuvor für eine Nie­der­lage der USA im Viet­nam­krieg gefie­bert hatten.

Das mag ein Grund dafür sein, dass die hier zugrun­de­lie­gen­den Recher­chen in lin­ken Bewe­gungs­ar­chi­ven Ham­burgs kaum Mate­rial zum Brand­an­schlag her­vor­brach­ten, obwohl Grup­pie­run­gen wie der in der Han­se­stadt gegrün­dete »Kom­mu­nis­ti­sche Bund« sich bereits seit den sieb­zi­ger Jah­ren inten­siv mit loka­len Neo­na­zis befass­ten. Über­haupt war die ver­meint­lich dro­hende »Faschi­sie­rung der BRD« zen­tral für die Gesell­schafts­kri­tik der Neuen Lin­ken. Die Frage, ob wei­tere Unter­su­chun­gen das Bild kor­ri­gie­ren oder ob die Quel­len­lage dem lin­ken Des­in­ter­esse an viet­na­me­si­schen Opfern ent­spricht, muss noch offen­blei­ben. Prin­zi­pi­ell wur­den Rechts­extre­mis­mus und Ras­sis­mus (zeit­ge­nös­sisch meist »Aus­län­der­feind­lich­keit« genannt) seit 1980 auch in Ham­burg immer stär­ker zum Thema lin­ker Mobi­li­sie­run­gen, zumal die Stadt Tat­ort wei­te­rer rechts­extre­mer Morde wer­den sollte. Auch selbst­be­wusste migran­ti­sche Orga­ni­sie­rung spielte in den Kämp­fen um Ras­sis­mus und Migra­tion eine zuneh­mende Rolle.

Die Behör­den zer­schlu­gen die »Deut­schen Akti­ons­grup­pen« im Sep­tem­ber 1980. Sie fass­ten die Täter:innen der Brand­at­ta­cke, zwei Män­ner und eine Frau, und ver­ur­teil­ten sie in Stuttgart-Stammheim zu Gefäng­nis­stra­fen. Trotz der zeit­ge­nös­si­schen Auf­merk­sam­keit für den Ham­bur­ger Ter­ror­an­schlag, schien er für Jahr­zehnte ver­ges­sen und erhält erst seit eini­gen Jah­ren wie­der Auf­merk­sam­keit. Es ist ein Fort­schritt, dass Über­le­bende und Zeit­zeu­gen 2014 in Ham­burg eine Initia­tive zum Geden­ken an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân grün­de­ten. Sie rich­tet regel­mä­ßige Gedenk­ver­an­stal­tun­gen zu den Jah­res­ta­gen des Anschlags aus – in die­sem Jahr am 21. August – und for­dert, die Hals­ke­straße nach den bei­den Getö­te­ten umzu­be­nen­nen. Die Geschichte rechts­extre­mer Gewalt­ta­ten in der Bun­des­re­pu­blik steht noch am Anfang ihrer Erfor­schung und sollte auch von der anti­fa­schis­ti­schen Lin­ken stär­ker betrie­ben wer­den. Es begann nicht erst 1990 in Ost­deutsch­land: Ham­burg hat zahl­rei­che trau­rige Bei­spiele zu bieten.

Felix Mat­heis, August 2022.

Der Autor ist His­to­ri­ker in Ham­burg und arbei­tet der­zeit zu Anti­se­mi­tis­mus und Ras­sis­mus in der Bun­des­re­pu­blik, his­to­risch und aktu­ell. Auf Untie­fen schrieb er bereits über die schuld­hafte Rolle Ham­bur­ger Kauf­leute im Natio­nal­so­zia­lis­mus.

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