Schiffbruch mit Zuschauern

Schiffbruch mit Zuschauern

Der geplante Auf­tritt der anti­se­mi­ti­schen Kli­ma­ak­ti­vis­tin Zamzam Ibra­him in der Kul­tur­fa­brik Kamp­na­gel sorgt für Empö­rung. Die Kri­tik an Ibra­him ist mehr als berech­tigt, der Eklat legt jedoch vor allem grund­sätz­li­che Pro­bleme offen.

»Wie tief kann man sin­ken?«, fragt Kamp­na­gel – und erlei­det dabei lei­der selbst Schiff­bruch. Foto: Screen­shot kampnagel.de

Eigent­lich soll sich auf Kamp­na­gel von Don­ners­tag bis Sams­tag alles um die gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen durch die Kli­ma­ka­ta­stro­phe dre­hen. Der drei­tä­gige Schwer­punkt unter dem Titel How Low Can We Go? umfasst drei (Theater-)Performances, eine Performance-Installation sowie ein Workshop- und Vor­trags­pro­gramm. Gemein­sam sol­len diese For­mate zu einer kol­lek­ti­ven »Reori­en­tie­rung« ange­sichts der Kli­ma­ka­ta­stro­phe, der »wahr­schein­lich lang­fris­tigs­ten poli­ti­schen Mega-Krise unse­rer Zeit«, bei­tra­gen, wie es in der Ankün­di­gung heißt.

Jetzt erhält die Ver­an­stal­tungs­reihe breite mediale Auf­merk­sam­keit. Im Fokus ste­hen jedoch nicht die Her­aus­for­de­run­gen der Kli­ma­ka­ta­stro­phe, son­dern die Gefah­ren des Anti­se­mi­tis­mus. Grund dafür ist die Ein­la­dung der bri­ti­schen Akti­vis­tin Zamzam Ibra­him, die den Klima-Schwerpunkt mit einem Keynote-Vortrag »über inter­sek­tio­nale Aspekte von Kli­ma­ge­rech­tig­keit« eröff­nen und einen ›Safer-Space‹-Workshop für BIPoC (Schwarze, Indi­gene und Peo­ple of Color) lei­ten soll. 

Der Anti­se­mi­tis­mus­be­auf­tragte der Stadt Ham­burg, Ste­fan Hen­sel, kri­ti­sierte diese Ein­la­dung in einer Pres­se­mit­tei­lung am Mon­tag scharf: Kamp­na­gel biete »einer aus­ge­wie­se­nen Anti­se­mi­tin […] eine Bühne«, lasse damit die Jüdin­nen und Juden Ham­burgs im Stich und wie­der­hole die Feh­ler der Docu­menta fif­teen. Hen­sels Kri­tik, die sich zudem an den Kul­tur­se­na­tor Cars­ten Brosda rich­tete, des­sen Behörde den drei­tä­gi­gen Kli­ma­schwer­punkt finan­zi­ell unter­stützt, wurde in den Medien schnell und breit rezipiert.

Wo verlaufen die ›roten Linien‹?

Hen­sel for­dert, Ibra­him aus­zu­la­den: Sie unter­stütze die anti­se­mi­ti­sche BDS-Kampagne gegen Israel und rela­ti­viere den Hamas-Terror, schreibt er mit Ver­weis auf Social-Media-Aktivität und öffent­li­che Auf­tritte Ibra­hims. Ame­lie Deufl­hard hin­ge­gen, die Inten­dan­tin von Kamp­na­gel, ver­tei­digt die Ein­la­dung: Man habe Ibra­him ein­ge­la­den, weil sie Kli­ma­schutz und soziale Gerech­tig­keit ver­binde, wird Deufl­hard im Hamburg-Journal zitiert. Außer­dem werde sie am Don­ners­tag nicht über den ›Nah­ost­kon­flikt‹ spre­chen und habe im per­sön­li­chen Gespräch auf Nach­frage bestä­tigt, »dass sie den Anschlag der Hamas [vom 7. Okto­ber 2023] klar verurteilt«. 

Der von Hen­sel eben­falls adres­sierte Kul­tur­se­na­tor Cars­ten Brosda zeigt sich kri­ti­scher: Ibra­him sei »auf­grund ihrer teils anti­se­mi­ti­schen Äuße­run­gen im Zusam­men­hang mit dem Nahost-Konflikt zu Recht auf Kri­tik gesto­ßen«, urteilte er in einer Stel­lung­nahme. Poli­ti­schen Ein­grif­fen in die Pro­gramm­ge­stal­tung von Kul­tur­ein­rich­tun­gen stehe er aller­dings kri­tisch gegen­über; die Absage der Ver­an­stal­tun­gen mit Zamzam Ibra­him wollte er nicht for­dern. Dass er dabei auf die Kunst­frei­heit ver­wies, erstaunt jedoch, schließ­lich ist Ibra­him dezi­diert als Akti­vis­tin ein­ge­la­den, nicht als Künstlerin.

Dass alle Betei­lig­ten an der Debatte ihre anti-antisemitische Hal­tung beto­nen, ver­steht sich. Deufl­hard etwa benennt ihre ›roten Linien‹ in Sachen Anti­se­mi­tis­mus  – »die Abspra­che des Exis­tenz­rech­tes Isra­els, Auf­rufe zu Gewalt oder Hass gegen­über Juden und Jüdin­nen«. Der Streit scheint sich somit mal wie­der um die Frage zu dre­hen, wo genau diese ›roten Linien‹ ver­lau­fen und wann sie erreicht sind: ob etwa die Unter­stüt­zung der BDS-Kampagne oder die Behaup­tung, Israel begehe in Gaza einen Geno­zid, aus­zu­hal­tende poli­ti­sche Posi­tio­nen oder eine nicht zu tole­rie­rende Form des Anti­se­mi­tis­mus darstellen.

Deufl­hard hat – wie auch Kul­tur­se­na­tor Cars­ten Brosda – im Jahr 2020 die Erklä­rung der Initia­tive GG 5.3 Welt­of­fen­heit unter­zeich­net, die im Namen der Viel­falt gegen die BDS-Resolution des Bun­des­tags Stel­lung bezieht: »Unter Beru­fung auf diese Reso­lu­tion wer­den durch miss­bräuch­li­che Ver­wen­dun­gen des Anti­se­mi­tis­mus­vor­wurfs wich­tige Stim­men bei­sei­te­ge­drängt und kri­ti­sche Posi­tio­nen ver­zerrt dar­ge­stellt«, so die Erklärung.

Ist die Debatte also eigent­lich nur eine um unter­schied­li­che Anti­se­mi­tis­mus­de­fi­ni­tio­nen, wie Deufl­hard es auch am Diens­tag Abend im Ham­burg Jour­nal dar­stellte? Ist es schlicht so, dass Ibra­hims Äuße­run­gen gemäß IHRA-Definition anti­se­mi­tisch sind, qua JDA-Definition jedoch nicht, und dass der Bezug auf die umfas­sen­dere IHRA-Antisemitismusdefinition hier eine ›wich­tige Stimme bei­sei­te­drän­gen‹ soll? Um diese Fra­gen zu beant­wor­ten, gilt es, sich die Äuße­run­gen und Posi­tio­nen Zamzam Ibra­hims genauer anzu­schauen, für die sie nun kri­ti­siert wird.

Als Studierendenvertreterin gegen Israel

Zamzam Ibra­him ist eine pro­fi­lierte und gut ver­netzte Kli­ma­ak­ti­vis­tin. Sie hat eine Nachhaltigkeits-NGO gegrün­det, ist Bera­te­rin der UN und besuchte bereits drei UN-Klimakonferenzen, zuletzt die COP28 in Dubai. Aber auch vor ihrem Kli­ma­ak­ti­vis­mus war sie bereits poli­tisch umtrie­big – erst als Prä­si­den­tin der Stu­dents’ Union ihrer Uni­ver­si­tät in Sal­ford, dann als Vor­sit­zende der bri­ti­schen Natio­nal Union of Stu­dents (NUS) und als Vize­prä­si­den­tin der Euro­pean Stu­dents’ Union (ESU). Akti­vis­mus gegen Israel bil­det dabei eine Kon­stante ihres stu­den­ti­schen Engagements.

Als frisch gewählte NUS-Präsidentin ver­sprach sie 2019, Antisemitismus-Trainings für NUS-Funktionär:innen anzu­bie­ten, nach­dem es in den Jah­ren zuvor meh­rere anti­se­mi­ti­sche Vor­fälle1Im Januar 2023 ver­öf­fent­lichte die NUS einen unab­hän­gi­gen Bericht, der den Anti­se­mi­tis­mus in der Stu­die­ren­den­ge­werk­schaft auf­ar­bei­tet. Zamzam Ibra­him wird darin nicht erwähnt. in der Stu­die­ren­den­ge­werk­schaft gege­ben hatte. Der Erfolg die­ser Trai­nings ist aller­dings zwei­fel­haft: Zwei Jahre nach dem Ende von Ibra­hims Amts­zeit, im März 2022, lud die NUS zu ihrer Jah­res­kon­fe­renz den anti­zio­nis­ti­schen und ver­schwö­rungs­ideo­lo­gi­schen Rap­per Low­key ein.2Low­key hatte sich durch Song­texte wie »You say you know about the Zio­nist lobby / But you put money in their pocket when you’re buy­ing their cof­fee« und »It’s about time we glo­ba­li­sed the inti­fada« pro­fi­liert. Auch zum 7. Okto­ber hat er anti­se­mi­ti­sche Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gien ver­brei­tet. Auf Kri­tik jüdi­scher Mit­glie­der an die­sem Pro­gramm­punkt reagierte die NUS mit der Auf­for­de­rung, diese soll­ten dann doch ein­fach den Kon­zert­saal ver­las­sen.3Vgl. dazu die­sen Arti­kel der Zei­tung The Jewish Chro­nicle. Als dar­auf­hin For­de­run­gen an Spo­tify laut wur­den, Songs von Low­key mit anti­se­mi­ti­schen Lyrics von der Platt­form zu neh­men, pro­tes­tierte Ibra­him auf Twit­ter gegen diese Unter­drü­ckung ›unse­res [!] paläs­ti­nen­si­schen Akti­vis­mus‹ und drohte mit Boy­kott: »If Spo­tify remove a sin­gle song of his [i.e. Low­key], I swear will make it my full time job to cam­paign for a mass boy­cott. Don’t play with your bag Oga, ya’ll know how BDS has impac­ted companies.«

Mit ›Mas­sen­boy­kott‹ gegen die ›Israel-Lobby‹. Foto: Screen­shot Twitter/Archive.org

Bereits 2021, da war sie Vize­prä­si­den­tin der ESU, kri­ti­sierte die Euro­pean Union of Jewish Stu­dents (EUJS) Ibra­him für ihre Gleich­set­zung Isra­els mit dem Natio­nal­so­zia­lis­mus auf Insta­gram.4In einer Instagram-Story habe sie einen Post geteilt, in dem es heißt: »If you are silent when it comes to Pal­es­tine, you would have been silent at the time of the Holo­caust.« Die Auf­for­de­rung der EUJS, Ibra­him solle sich von ihrem Instagram-Post distan­zie­ren oder ande­ren­falls von ihrem Amt ent­fernt wer­den, ver­hallte jedoch wirkungslos.

Nach dem 7. Oktober

Die Anschläge der Hamas vom 7. Okto­ber scheint Ibra­him nie öffent­lich ver­ur­teilt zu haben. Im Gegen­teil, sie ver­öf­fent­lichte in den Sozia­len Medien meh­rere Posts, die kaum anders denn als Legi­ti­mie­rung des Mas­sa­kers gele­sen wer­den kön­nen. Am 9. Okto­ber, zwei Tage nach dem Mas­sa­ker, schrieb sie auf Twit­ter: »History will remem­ber those that sided with the oppres­sor and igno­red the oppres­sed. Jus­tice lies with God, but the resis­tance is in our hands.« Am 12. Okto­ber pole­mi­sierte sie gegen einen Arti­kel Nao­mie Kleins, der die Legi­ti­mie­rung oder gar Feier des Hamas-Massakers durch viele (ver­meint­lich) Linke kri­ti­siert: »Babe, what did you mean by Radi­cal resis­tance you spoke about for indi­ge­nous com­mu­ni­ties? Or did that never apply to Pal­es­ti­ni­ans?« Über die Opfer des zum ›(radi­ka­len) Wider­stand‹ ver­klär­ten Ter­rors ver­lor Ibra­him kein Wort.

Ibra­hims Twitter-Profil ist seit dem 14. Januar auf ›pri­vat‹ gestellt. Aber auch auf ihrem wei­ter­hin öffent­li­chen Instagram-Profil ist sie aktiv. Am 15. Januar teilte Ibra­him in ihrer Instagram-Story etwa ein Bild mit dem Spruch: »Pal­es­tine has showed the world what resi­li­ence is. Yemen has showed the world what cou­rage is. South Africe has showed the world what jus­tice is.« Was genau mit der »paläs­ti­nen­si­schen Resi­li­enz« gemeint ist, ist hier offen gelas­sen. Mit dem »Mut« des Jemen ist in die­sem Zusam­men­hang aber unmiss­ver­ständ­lich der Ter­ro­ris­mus der vom Iran finan­zier­ten Huthi-Rebellen gemeint.

Gutes Klima mit Islamisten

Der Ein­wand, dass ein­zelne Posts in den sozia­len Medien als Grund­lage für eine Aus­la­dung womög­lich nicht aus­rei­chen, hat durch­aus seine Berech­ti­gung. Im Falle Ibra­hims geht das anti­is­rae­li­sche Enga­ge­ment jedoch weit über sym­bo­li­schen Social-Media-Aktivismus hin­aus. Dabei offen­ba­ren sich vor allem ihre Ver­bin­dun­gen zum poli­ti­schen Islam.

Am 29. Novem­ber etwa war sie ein­ge­la­de­ner Gast bei einer Ver­an­stal­tung der Fri­ends of Al-Aqsa (FOA), einer der Mus­lim­bru­der­schaft zuge­hö­ri­gen, die Hamas unter­stüt­zen­den bri­ti­schen Orga­ni­sa­tion.5Ihr Grün­der Ismail Patel ver­tritt einen poli­ti­schen Islam und ist offe­ner Anhän­ger der Hamas. 2009 ver­kün­dete er auf einer Demons­tra­tion für Gaza: »[W]e salute Hamas for stan­ding up to Israel«. Am 7. Okto­ber pos­tete FOA tri­um­phie­rend das Video eines Bag­gers, der im Rah­men des Hamas-Angriffs auf Israel den Zaun an der Grenze von Gaza zer­stört. Vgl. für eine paläs­ti­na­so­li­da­ri­sche, aber ver­gleichs­weise anti­se­mi­tis­mus­kri­ti­sche Per­spek­tive auf FOA: https://www.workersliberty.org/story/2023–11-22/who-are-friends-al-aqsa. Ibra­hims, vor­sich­tig for­mu­liert, unkri­ti­sche Nähe zum poli­ti­schen Islam äußert sich auch in ihrem Auf­ruf im Februar 2022, für das Forum of Euro­pean Mus­lim Youth and Stu­dent Orga­niza­ti­ons (FEMYSO) zu spen­den, das vom Lan­des­ver­fas­sungs­schutz Baden-Württemberg eben­falls der Mus­lim­bru­der­schaft zuge­rech­net wird.6Im Bericht des Lan­des­ver­fas­sungs­schut­zes Baden-Württemberg von 2022 wird FEMYSO als »Dach­or­ga­ni­sa­tion für die Jugend­ar­beit der Mus­lim­bru­der­schaft« bezeich­net, die »in enger Koope­ra­tion mit den natio­na­len mus­li­mi­schen Studenten- und Jugend­ver­bän­den als brei­ter Nach­wuchs­pool für die euro­päi­sche Mus­lim­bru­der­schaft fungiert«.

Beson­ders schwer wiegt Ibra­hims Auf­tritt in einer anti­is­rae­li­schen Sen­dung von Press TV, dem Aus­lands­sen­der des ira­ni­schen Regimes, am 20. Dezem­ber. Schon der Umstand allein, dass Ibra­him sich von einem Sen­der des anti­se­mi­ti­schen ira­ni­schen Regimes ein­la­den lässt, das auch Umweltaktivist:innen ein­sperrt und fol­tert und das allein in den letz­ten vier Wochen 100 Men­schen hat hin­rich­ten las­sen, ist nicht zu ent­schul­di­gen. Ihr Auf­tritt in der Sen­dung mit dem Titel »Gaza under Attack« ist zudem auch des­halb viel­sa­gend, weil sie darin, eine Woche nach der COP28 in Dubai, expli­zit als Kli­ma­ak­ti­vis­tin auf­tritt und adres­siert wird. 

Zamzam Ibra­him spricht im ira­ni­schen Staats­fern­se­hen über inter­sek­tio­nale Aspekte von Kli­ma­ge­rech­tig­keit. Foto: Screen­shot Press TV.

So fragt der Mode­ra­tor sie etwa nach der »inter­sec­tion­a­lity« der Anti-Israel-Proteste am Rande der COP28. Ibra­him ant­wor­tet: »Cli­mate jus­tice fun­da­men­tally is a glo­bal call for the end of des­truc­tion, dis­pla­ce­ment of peo­ple and land, which of course per­fectly fits into the expe­ri­ence of the Pal­es­ti­nian peo­ple. […] The call for cli­mate jus­tice its­elf is very much inter­sec­tional in its prac­tice, and calls for under­stan­ding that [in] any form of eth­nic cle­an­sing and geno­cide, wether it’s indi­ge­nous com­mu­ni­ties in the Ama­zo­nia forest or it’s the peo­ple of Pal­es­tine, the issues and the sys­tems of oppres­sion that exist there are very much the same.« Auf die Sug­ges­tiv­fra­gen des Mode­ra­tors, etwa danach, ob das Ziel Isra­els es sei, den Gaza­strei­fen »unbe­wohn­bar« zu machen, ant­wor­tet Ibra­him stets zustim­mend: »abso­lut­ely«.

Zweierlei Antisemitismus?

Zamzam Ibra­him ist also, das zei­gen diese Quel­len, eine aus­ge­wie­sene anti­zio­nis­ti­sche Akti­vis­tin, die es selbst beim Thema Kli­ma­ge­rech­tig­keit schafft, in Israel das größte Übel aus­zu­ma­chen. Sie hat zur Unter­stüt­zung der BDS-Kampagne auf­ge­ru­fen und Isra­els Poli­tik mit der Shoah ver­gli­chen, sie hat den anti­se­mi­ti­schen Ter­ror der Hamas und der Huthi legi­ti­miert und sie pflegt enge Ver­bin­dun­gen zu Orga­ni­sa­tio­nen und Ver­tre­tern des poli­ti­schen Islam. Zusam­men­ge­nom­men spre­chen diese Aspekte eine der­art deut­li­che Spra­che, dass selbst die Anti­se­mi­tis­mus­de­fi­ni­tion der – von vie­len Antisemitismusforscher:innen als unzu­rei­chend kri­ti­sier­ten – Jeru­sa­le­mer Erklä­rung hin­reicht, um Ibra­hims Äuße­run­gen und Posi­tio­nen als anti­se­mi­tisch zu erken­nen. Das Zusam­men­tref­fen all die­ser Aspekte unter­schei­det sie auch von ande­ren Ein­ge­la­de­nen im Rah­men des Kli­ma­fes­ti­vals, die in den sozia­len Medien teil­weise ver­gleich­bar anti­se­mi­ti­sche Posi­tio­nen zu Israel ver­tre­ten.7 Da ist zum Bei­spiel June­seo Hwang, der auf Twit­ter ein Pos­ting des rech­ten anti­is­rae­li­schen Akti­vis­ten Jack­son Hinkle geteilt hat, das die inter­na­tio­nale Unter­stüt­zung der von Süd­afrika initi­ier­ten Anklage Isra­els vor dem IGH fei­ert. Hwang ver­bin­det die­sen Tweet mit der For­de­rung, Israel nicht nur für ›Geno­zid‹, son­dern auf­grund der mit dem Krieg ein­her­ge­hen­den Umwelt­zer­stö­rung in Gaza auch für ›Öko­zid‹ anzu­kla­gen. Und da ist Giu­lia Casa­lini, die in einer Instagram-Story einen Post geteilt hat, in dem Gaza als »the world’s lar­gest open-air pri­son and con­cen­tra­tion camp« bezeich­net wird. Dass inter­na­tio­nale Klimaaktivist:innen der­ar­tige anti­is­rae­li­sche Posi­tio­nen ver­tre­ten, ist wenig über­ra­schend. Dass sol­che Posi­tio­nen und Hal­tun­gen auch in Deutsch­land kei­ner­lei öffent­li­che Kri­tik her­vor­ru­fen, wider­legt zudem die ver­brei­tete Erzäh­lung, man könne ange­sichts der Zen­sur durch eine ›pro­is­rae­li­sche Lobby‹ gar keine Kri­tik an Israel üben, ohne mit ›Anti­se­mi­tis­mus­vor­wür­fen‹ über­zo­gen zu wer­den. So wie die aller­meis­ten anti­is­rae­li­schen und ›isra­el­kri­ti­schen‹ Künstler:innen und Aktivist:innen haben Casa­lini und Hwang nichts zu befürchten.

Es stellt sich daher die Frage: Wie kann es sein, dass die­ser Anti­se­mi­tis­mus nicht erkannt wurde und dass dar­aus keine Kon­se­quen­zen gezo­gen wur­den? Schließ­lich wur­den infor­mier­ten Krei­sen zufolge nach dem 7. Okto­ber eigens interne Schu­lun­gen zu Anti­se­mi­tis­mus ange­bo­ten. Und schließ­lich hat Kamp­na­gel im Novem­ber selbst gezeigt, dass es auch anders geht, indem eine Lesung des soeben mit anti­se­mi­ti­schen Äuße­run­gen her­vor­ge­tre­te­nen Fern­seh­phi­lo­so­phen Richard David Precht abge­sagt wurde. Offi­zi­ell geschah die Aus­la­dung bloß, weil am sel­ben Abend der israe­li­sche Sän­ger Asaf Avi­dan im Haus auf­trat und eine »Kon­fron­ta­tion« ver­mie­den wer­den sollte. Die Kampnagel-Sprecherin Siri Keil machte gegen­über t‑online jedoch ein Bemü­hen Prechts »um ein tie­fer­ge­hen­des Ver­ständ­nis der berech­tig­ten Kri­tik und damit ver­bun­de­nen Refle­xion sei­ner Äuße­run­gen« zur Bedin­gung für zukünf­tige Auf­tritte. Warum im Falle Ibra­hims nicht ein­mal der­ar­tige Bedin­gun­gen for­mu­liert wer­den, ist nicht nachvollziehbar.

Antisemitismus als blinder Fleck

Dass ein Umgang mit dem Pro­blem des Anti­se­mi­tis­mus hier gänz­lich aus­blieb, ist auch des­halb beson­ders frap­pie­rend, weil mit dem Ham­bur­ger Schau­spie­ler und Regis­seur Dor Aloni, der in Israel gebo­ren und auf­ge­wach­sen ist, ein Künst­ler im Pro­gramm des Kli­ma­fes­ti­vals auf­tritt, der von Anti­se­mi­tis­mus unmit­tel­bar betrof­fen ist. In sei­ner gemein­sam mit Meera Theu­nert ent­wi­ckel­ten (und bereits an allen drei Aben­den aus­ver­kauf­ten) Per­for­mance Atlan­tis spürt er dem Atlantis-Mythos als »Vor­lage für die Ver­brei­tung faschis­to­ider Welt­er­zäh­lun­gen und Zer­stö­rungs­phan­ta­sien« nach. Auch Anti­se­mi­tis­mus wird in der Per­for­mance the­ma­ti­siert. Die Idee, Aloni über die anti­se­mi­ti­schen Hal­tun­gen der Eröff­nungs­red­ne­rin zu infor­mie­ren und ihn nach sei­ner Per­spek­tive zu fra­gen, scheint aber nie­man­dem gekom­men zu sein – etwas, das auf Kamp­na­gel im Falle von Ras­sis­mus oder Que­er­feind­lich­keit wohl undenk­bar wäre. Es fällt schwer, dar­aus andere Schlüsse zu zie­hen als, wie es der bri­ti­sche Come­dian David Bad­diel prä­gnant for­mu­liert hat: Jews don’t count.

Das Leit­bild von Kamp­na­gel, man wolle ein von »Rück­sicht­nahme und Für­sorge« gepräg­ter Ort des (Ver)Lernens sein, der »soli­da­risch mit mar­gi­na­li­sier­ten, dis­kri­mi­nier­ten und ille­ga­li­sier­ten Künstler:innen, Gäs­ten und Kolleg:innen« ist, wird dadurch kon­ter­ka­riert. Wenn sich Kamp­na­gel in einem State­ment »zur Debatte über die Lage im Nahen Osten« zur Auf­gabe setzt, »kom­plexe und wider­sprüch­li­che Rea­li­tä­ten von Men­schen zu ver­mit­teln«, dann ist das Haus an die­ser Auf­gabe durch die Ein­la­dung Ibra­hims und den unge­nü­gen­den Umgang mit Kri­tik kra­chend geschei­tert. Der ›plu­rale Dis­kurs­raum‹ Kamp­na­gel erweist sich in Hin­blick auf israel­be­zo­ge­nen Anti­se­mi­tis­mus als ziem­lich ein­stim­mig. Non­kon­for­mis­ti­sche jüdi­sche Per­spek­ti­ven wie die von Dor Aloni sind in die­sem Raum offen­bar nicht vorgesehen.

Ob sich daran noch ein­mal etwas ändern wird, muss bezwei­felt wer­den. Denn von Lern­fä­hig­keit und Pro­blem­be­wusst­sein ist in einem State­ment Ame­lie Deufl­hards gegen­über dem NDR gelinde gesagt wenig zu mer­ken. »Es muss«, warnt sie, »auch in Deutsch­land mög­lich sein, die Regie­rungs­po­li­tik von Israel zu kri­ti­sie­ren. Wenn das nicht mehr mög­lich ist, wäre nicht nur die Kunst­frei­heit, son­dern auch die Mei­nungs­frei­heit ver­lo­ren.« Deufl­hard sug­ge­riert hier zum einen, es gehe Zamzam Ibra­him um eine ›Kri­tik der Regie­rungs­po­li­tik von Israel‹, und impli­ziert zum ande­ren ebenso wahr­heits­wid­rig, in Deutsch­land drohe die Ver­un­mög­li­chung die­ser Kri­tik und damit das Ende von Kunst- und Mei­nungs­frei­heit. Damit aber malt sie ein der­art ver­zerr­tes Bild des öffent­li­chen Dis­kur­ses, dass sich die Frage stellt, zu wel­chem Grad es sich in die­ser Hin­sicht von jenem Ibra­hims unterscheidet.

Was tun?

Ste­fan Hen­sels Pres­se­mit­tei­lung zu den Hin­ter­grün­den der Ein­la­dung Zamzam Ibra­hims hat starke öffent­li­che Reak­tio­nen her­vor­ge­ru­fen. Vor allem Jüdin­nen und Juden äußer­ten ihre Bestür­zung und ihr Unver­ständ­nis ange­sichts der Ent­schei­dung Kamp­na­gels, an der Ein­la­dung fest­zu­hal­ten. Das Junge Forum der DIG Ham­burg und der DIG-Vorsitzende Vol­ker Beck rufen inzwi­schen für Don­ners­tag zu einer Kund­ge­bung vor Kamp­na­gel auf.

Weit­ge­hend still ist es bis­her hin­ge­gen aus der Kli­ma­be­we­gung geblie­ben. In der Ver­gan­gen­heit kam es hier, ins­be­son­dere ange­sichts anti­se­mi­ti­scher Ten­den­zen in der welt­wei­ten Kli­ma­be­we­gung, auch immer wie­der zu Soli­da­ri­täts­er­klä­run­gen mit Jüdin­nen und Juden und Bekennt­nis­sen gegen Anti­se­mi­tis­mus und Isra­el­feind­schaft, etwa von Fri­days for Future (FFF) Ham­burg. Nicht so im aktu­el­len Fall. Eine Anfrage von Untie­fen an FFF Ham­burg blieb ebenso unbe­ant­wor­tet wie eine Anfrage an Quang Paasch, ehe­ma­li­ger Spre­cher von FFF Deutsch­land, der am Sams­tag zusam­men mit Zamzam Ibra­him den inter­sek­tio­na­len BIPoC-Workshop lei­ten soll.

Es ist wich­tig, dass Jüdin­nen und Juden in der aktu­el­len Situa­tion kon­krete sicht- und hör­bare Soli­da­ri­tät erfah­ren. Und es gilt, den ver­brei­te­ten Ver­su­chen der Selbst­vik­ti­mi­sie­rung anti­is­rae­li­scher Stim­men ent­ge­gen­zu­tre­ten, mit denen die Gewalt anti­se­mi­ti­scher (Sprech-)Handlungen geleug­net und die Rolle von Tätern und Opfern ver­tauscht wird. Gleich­zei­tig müs­sen res­sen­ti­ment­be­la­dene Reflexe und Instru­men­ta­li­sie­rungs­ver­su­che der aktu­el­len Situa­tion aber auch als sol­che benannt wer­den. Blickt man auf die Kom­men­tare in den sozia­len Medien, drängt sich der Ein­druck auf, dass man­che sich weni­ger aus Empö­rung über den Anti­se­mi­tis­mus spei­sen (der bei einem baye­ri­schen Rechts­kon­ser­va­ti­ven wie Hubert Aiwan­ger viel eher ent­schul­digt wird) als aus der Freude über die Gele­gen­heit, einer jun­gen schwar­zen Mus­lima die Pest an den Hals zu wün­schen. Wenn die Welt den Unter­neh­mer Daniel Shef­fer mit der Behaup­tung zitiert, Ibra­him stehe »auf so fast jeder Liste der gefähr­lichs­ten Anti­se­mi­ten in Europa«, ist das außer­dem nicht nur über­zo­gen, son­dern schlicht unse­riös – wo, bit­te­schön, soll es sol­che Lis­ten geben? Die Häme schließ­lich, mit der den Ver­ant­wort­li­chen auf Kamp­na­gel nun bis­wei­len »Schämt euch!« zuge­ru­fen wird, hat auch des­halb einen faden Bei­geschmack, weil hier eine Insti­tu­tion im Fokus steht, die – unge­ach­tet aller Kri­tik – als Ort quee­rer und (post-)migrantischer Kul­tur in Ham­burg ein­ma­lig ist.

Fest steht: Zamzam Ibra­him muss zwin­gend aus­ge­la­den wer­den. Aber statt pol­tern­der Rhe­to­rik und res­sen­ti­ment­ge­la­de­ner Empö­rung dar­über, was da mit ›unse­ren Steu­er­gel­dern‹ gemacht wird, bedarf es einer grund­le­gen­den Aus­ein­an­der­set­zung mit den Struk­tu­ren, die zu der aktu­el­len Situa­tion geführt haben. In die­ser Hin­sicht ist Ame­lie Deufl­hard sogar recht­zu­ge­ben: Es braucht Dis­kurs­räume für Aus­tausch und Aus­ein­an­der­set­zung. Der erste Schritt dahin wäre frei­lich, zu die­ser Aus­ein­an­der­set­zung keine Antisemit:innen ein­zu­la­den. Damit sich Jüdin­nen und Juden angst­frei in die­sen Dis­kurs­räu­men bewe­gen kön­nen; und damit in ihnen Platz für den Aus­tausch über die drän­gen­den gesell­schaft­li­chen Pro­bleme ist: über die Kli­ma­ka­ta­stro­phe, glo­bale Aus­beu­tungs­ver­hält­nisse und Ras­sis­mus – und vor allem über den Anti­se­mi­tis­mus, der im Kul­tur­be­trieb wie im Rest der Gesell­schaft einen fes­ten Platz hat.

Lukas Betz­ler

Der Autor hatte bereits län­ger zu Hal­tun­gen zum Anti­se­mi­tis­mus im Ham­bur­ger Kul­tur­be­trieb recher­chiert. Die Dis­kus­sion um die Ein­la­dung Zamzam Ibra­hims hat der Recher­che eine uner­war­tete Bri­sanz und Tages­ak­tua­li­tät gege­ben – und den eigent­li­chen Arti­kel­plan völ­lig über den Hau­fen geworfen.

  • 1
    Im Januar 2023 ver­öf­fent­lichte die NUS einen unab­hän­gi­gen Bericht, der den Anti­se­mi­tis­mus in der Stu­die­ren­den­ge­werk­schaft auf­ar­bei­tet. Zamzam Ibra­him wird darin nicht erwähnt.
  • 2
    Low­key hatte sich durch Song­texte wie »You say you know about the Zio­nist lobby / But you put money in their pocket when you’re buy­ing their cof­fee« und »It’s about time we glo­ba­li­sed the inti­fada« pro­fi­liert. Auch zum 7. Okto­ber hat er anti­se­mi­ti­sche Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gien ver­brei­tet.
  • 3
    Vgl. dazu die­sen Arti­kel der Zei­tung The Jewish Chronicle.
  • 4
    In einer Instagram-Story habe sie einen Post geteilt, in dem es heißt: »If you are silent when it comes to Pal­es­tine, you would have been silent at the time of the Holocaust.«
  • 5
    Ihr Grün­der Ismail Patel ver­tritt einen poli­ti­schen Islam und ist offe­ner Anhän­ger der Hamas. 2009 ver­kün­dete er auf einer Demons­tra­tion für Gaza: »[W]e salute Hamas for stan­ding up to Israel«. Am 7. Okto­ber pos­tete FOA tri­um­phie­rend das Video eines Bag­gers, der im Rah­men des Hamas-Angriffs auf Israel den Zaun an der Grenze von Gaza zer­stört. Vgl. für eine paläs­ti­na­so­li­da­ri­sche, aber ver­gleichs­weise anti­se­mi­tis­mus­kri­ti­sche Per­spek­tive auf FOA: https://www.workersliberty.org/story/2023–11-22/who-are-friends-al-aqsa.
  • 6
    Im Bericht des Lan­des­ver­fas­sungs­schut­zes Baden-Württemberg von 2022 wird FEMYSO als »Dach­or­ga­ni­sa­tion für die Jugend­ar­beit der Mus­lim­bru­der­schaft« bezeich­net, die »in enger Koope­ra­tion mit den natio­na­len mus­li­mi­schen Studenten- und Jugend­ver­bän­den als brei­ter Nach­wuchs­pool für die euro­päi­sche Mus­lim­bru­der­schaft fungiert«.
  • 7
    Da ist zum Bei­spiel June­seo Hwang, der auf Twit­ter ein Pos­ting des rech­ten anti­is­rae­li­schen Akti­vis­ten Jack­son Hinkle geteilt hat, das die inter­na­tio­nale Unter­stüt­zung der von Süd­afrika initi­ier­ten Anklage Isra­els vor dem IGH fei­ert. Hwang ver­bin­det die­sen Tweet mit der For­de­rung, Israel nicht nur für ›Geno­zid‹, son­dern auf­grund der mit dem Krieg ein­her­ge­hen­den Umwelt­zer­stö­rung in Gaza auch für ›Öko­zid‹ anzu­kla­gen. Und da ist Giu­lia Casa­lini, die in einer Instagram-Story einen Post geteilt hat, in dem Gaza als »the world’s lar­gest open-air pri­son and con­cen­tra­tion camp« bezeich­net wird. Dass inter­na­tio­nale Klimaaktivist:innen der­ar­tige anti­is­rae­li­sche Posi­tio­nen ver­tre­ten, ist wenig über­ra­schend. Dass sol­che Posi­tio­nen und Hal­tun­gen auch in Deutsch­land kei­ner­lei öffent­li­che Kri­tik her­vor­ru­fen, wider­legt zudem die ver­brei­tete Erzäh­lung, man könne ange­sichts der Zen­sur durch eine ›pro­is­rae­li­sche Lobby‹ gar keine Kri­tik an Israel üben, ohne mit ›Anti­se­mi­tis­mus­vor­wür­fen‹ über­zo­gen zu wer­den. So wie die aller­meis­ten anti­is­rae­li­schen und ›isra­el­kri­ti­schen‹ Künstler:innen und Aktivist:innen haben Casa­lini und Hwang nichts zu befürchten.

5 Kommentare

  1. Danke für die Hintergrundinformationen!
    Ich wun­dere mich ohne­hin schon eine ganze Weile über die »Hal­tun­gen« des Kul­tur­be­trie­bes (auch vor dem bar­ba­ri­schen Mas­sa­ker vom 7. Okto­ber 2023), was eine angeb­lich dis­kur­sof­fene Bereit­schaft betrifft. Der Kul­tur­be­trieb scheint Ambi­gui­tät, von der er eigent­lich lebt, nicht mehr zu kennen …
    Es ent­steht die Frage, ob »Linke« noch links sind – oder faschis­to­ide Hal­tun­gen anneh­men (s. hierzu Jean Amery »Der ehr­bare Anti­se­mi­tis­mus. Link: https://www.kritiknetz.de/images/stories/texte/Amery_der_ehrbare_Antisemitismus_mit_Vorwort_Gess.pdf

    Man wünscht dem Kul­tur­be­trieb Nach­den­ken (wenn auch der­zeit etwas aussichtslos …).

    1. Vie­len Dank für den Kom­men­tar. Auch wir waren nach dem 7. Okto­ber erschüt­tert, wie laut das Schwei­gen im Kul­tur­be­trieb ange­sichts des Mas­sa­kers zumeist war und wie schnell und bereit­wil­lig hin­ge­gen dann Israel für den Mili­tär­ein­satz in Gaza ver­ur­teilt wurde. Die War­nun­gen Jean Amé­rys schei­nen völ­lig vergessen.
      Wir haben aber auch im (Ham­bur­ger) Kul­tur­be­trieb andere Stim­men gehört, andere Ten­den­zen wahr­ge­nom­men – jüngst etwa mit der Ver­an­stal­tung »›Nie wie­der ist jetzt!‹ Texte gegen Anti­se­mi­tis­mus«, bei der Ham­bur­ger Schriftsteller:innen im Licht­hof der Stabi Texte u.a. eben Amé­rys lasen und ein ein­deu­ti­ges Zei­chen gegen Anti­se­mi­tis­mus und Hass auf Israel setz­ten. /lb

    1. Danke für die loben­den Worte! Wir sind froh, dass der Arti­kel bereits recht viel Ver­brei­tung gefun­den hat, und sind auch wei­ter­hin dank­bar, wenn er geteilt wird.

      Durch die Ent­schei­dung, Zamzam Ibra­him auf­tre­ten zu las­sen, und durch die unsäg­li­che Erklä­rung von Mitt­woch Abend, in der nicht der Anti­se­mi­tis­mus beim Namen genannt wird, son­dern ver­harm­lo­send von »Äuße­run­gen, die wir so nicht tei­len kön­nen«, die Rede ist, haben die Ver­ant­wort­li­chen bei Kamp­na­gel nun lei­der gezeigt, wie weit ent­fernt sie von einem Bewusst­sein für das Pro­blem des Anti­se­mi­tis­mus und von einer selbst­kri­ti­schen Auf­ar­bei­tung ihres Vor­ge­hens sind. /lb

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert