Veranstaltung: Weltbilder der Kunst – Kollektivität

Veranstaltung: Weltbilder der Kunst – Kollektivität

Eine Ver­an­stal­tungs­reihe der Innen­re­vi­sion Kul­tur­be­trieb fragt nach anti­se­mi­ti­schen Welt­bil­dern in gegen­wär­ti­gen Kunst­dis­kur­sen. Die Auf­takt­ver­an­stal­tung fin­det am 03.05.2023, 19.30 Uhr im BARBONCINO zwöl­phi statt.

Im Sep­tem­ber 2022 tra­ten zwei Ver­tre­ter des indo­ne­si­schen Documenta-Kuratorenkollektivs Ruan­grupa eine Gast­pro­fes­sur an der Ham­bur­ger HfbK an. Seit­dem ist die Aus­ein­an­der­set­zung über die von Ruan­grupa ver­ant­wor­tete anti­se­mi­ti­sche Kunst­schau auch zu einem Streit in Ham­burg gewor­den. Bis­her gab es zwar ver­dienst­volle, aber ver­ein­zelte Pro­teste, zurück­hal­tende Ermah­nun­gen aus der Lan­des­po­li­tik sowie einige wenig ergie­bige Inter­views und Ver­an­stal­tun­gen mit den Ruangrupa-Leuten. Ins­ge­samt aber ist von Betrof­fen­heit oder gar (Selbst-)Kritik inner­halb des Ham­bur­ger Kunst- und Kul­tur­be­triebs wenig zu ver­neh­men. Woran liegt das – auch und gerade jen­seits des offen­sicht­lich unver­bes­ser­li­chen Ruangrupa-Kollektivs?

Um dem auf den Grund zu gehen hat sich in Ham­burg eine „Innen­re­vi­sion Kul­tur­be­trieb“ gegrün­det. In ihr haben sich in Kunst und Kul­tur Tätige zusam­men­ge­schlos­sen, die mit einer Ver­an­stal­tungs­reihe in das beredte Ham­bur­ger Schwei­gen inter­ve­nie­ren wol­len. Die Reihe unter­sucht anhand dreier für den gegen­wär­ti­gen Kunst­be­trieb zen­tra­ler Begriffe – Kol­lek­ti­vi­tät, Wider­stand und Soli­da­ri­tät – über wel­che Ein­falls­tore sich anti­se­mi­ti­sche Welt­bil­der im Kunst­dis­kurs immer wie­der ver­brei­ten können.

Die Reihe beginnt am 03.05. mit einer Ver­an­stal­tung zu „Kol­lek­ti­vi­tät“.

Die Redak­tion Untie­fen unter­stützt diese Inter­ven­tion (wie auch der Bag­rut e.V., die Untüch­ti­gen sowie der Textem-Verlag) und doku­men­tiert im Fol­gen­den den Ankün­di­gungs­text der Veranstaltung.

Wei­tere Infor­ma­tio­nen zu den fol­gen­den Ver­an­stal­tun­gen wer­den zu gege­be­ner Zeit hier auf Untie­fen und auf dem Insta­gra­m­ac­count der Innen­re­vi­sion Kul­tur­be­trieb veröffentlicht.


Zahl­rei­che anti­se­mi­ti­sche Dar­stel­lun­gen auf der Docu­menta 15 haben einen seit Jah­ren schwe­len­den Kon­flikt in die breite Öffent­lich­keit geholt – und alt­be­kannte Front­bil­dun­gen ver­schärft. Mitt­ler­weile kann ohne Über­trei­bung von einem Kul­tur­kampf gespro­chen wer­den. Gestrit­ten wird über eine ver­meint­li­che Kon­kur­renz zwi­schen der Erin­ne­rung an die Shoah und der Erin­ne­rung an deut­sche Kolo­ni­al­ver­bre­chen. Gestrit­ten wird nicht zuletzt auch über das jewei­lige Ver­hält­nis zu Israel. Spä­tes­tens durch die Beru­fung zweier Mit­glie­der des Künst­ler­kol­lek­tivs Ruan­grupa an die HFBK ist dies auch ein Ham­bur­ger Streit. Gerade im Kunst­feld wird er vehe­ment geführt. Das lässt die Frage auf­kom­men, ob zen­trale Begriffe in der aktu­el­len Selbst­be­schrei­bung künst­le­ri­scher Pra­xis nicht selbst ideo­lo­gi­sche Ele­mente ent­hal­ten, die gewollt oder unge­wollt anti­se­mi­ti­sche Welt­bil­der repro­du­zie­ren. Anhand der Begriffe Kol­lek­ti­vi­tät, Soli­da­ri­tät und Wider­stand stel­len sich die Gäste unse­rer drei­tei­li­gen Ver­an­stal­tungs­reihe die­ser wich­ti­gen, aber in der bis­he­ri­gen Debatte ver­nach­läs­sig­ten Frage.

Ers­ter Teil: Kol­lek­ti­vi­tät
03. Mai 2023 – 19:30 Uhr
BARBONCINO zwöl­phi

Soviel steht fest: Kol­lek­ti­vi­tät liegt im Trend. Noch nie gab es so viele künst­le­ri­sche Kol­lek­tive wie heute. Sie gewin­nen renom­mierte Preise, lei­ten Thea­ter, Bien­na­len und Groß­ereig­nisse wie die Docu­menta 15. Ihre Popu­la­ri­tät ver­dan­ken sie einem Ver­spre­chen: Basis­de­mo­kra­tisch und anti-hierarchisch, gerecht und inklu­siv sol­len sie sein, nah­bar und zum Mit­ma­chen anre­gend. Über glo­bale Gren­zen hin­weg und gleich­zei­tig lokal ver­bun­den gel­ten sie als Weg­wei­ser zu einer neuen soli­da­ri­schen Sharing-Ökonomie, von der alle pro­fi­tie­ren. Auf grund­le­gende Ver­än­de­run­gen der Gesell­schaft – so die ver­brei­tete Vor­stel­lung – reagie­ren heu­tige Kol­lek­tive mit einer grund­le­gen­den Ver­än­de­rung der Kunst. Sie inte­grie­ren poli­ti­schen Akti­vis­mus, um gesell­schaft­li­chen Fort­schritt anzu­sto­ßen. Aber geht diese Rech­nung auf? Wel­ches Welt­bild ent­wirft die Idee des Kol­lek­tivs in der zeit­ge­nös­si­schen Kunst? Was sind die pro­ble­ma­ti­schen Impli­ka­tio­nen der damit ver­bun­de­nen Vor­stel­lung von Gemein­schaft und kul­tu­rel­ler Identität?

Es dis­ku­tie­ren:

- Tina Turn­heim (Thea­ter­ma­che­rin, Insti­tut für Neue Soziale Plastik)

- Ole Frahm (Bild­theo­re­ti­ker, Comic­ex­perte und Mit­glied des Künst­ler­kol­lek­tivs Ligna)

- Patrice G. Pou­trus (His­to­ri­ker, TU Berlin)

- Hami­deh Kazemi (Men­schen­rechts­ak­ti­vis­tin)

mode­riert von Fabian Bechtle & Leon Kahane (Künst­ler, Forum demo­kra­ti­sche Kul­tur und zeit­ge­nös­si­sche Kunst)

Eine Ver­an­stal­tung von: FORUM DEMOCRATIC CULTURE CONTEMPORARY ART & Innen­re­vi­sion Kul­tur­be­trieb
Geför­dert von: Bun­des­zen­trale für poli­ti­sche Bil­dung
Unter­stützt von: bag­rut e.V. & Die Untüch­ti­gen & Stadt­ma­ga­zin Untie­fen & Tex­tem Verlag

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